Fragen und Antworten
Was ist Bonn4Future?
“Bonn4Future – Wir fürs Klima" sollte ein Mitwirkungsverfahren werden, von dem die Menschen in Bonn sagen: Es war ein guter Prozess und er hat wirklich etwas gebracht. Das ist gelungen. Nicht nur Stadtverwaltung und Politik, auch viele andere Akteur*innen haben die Herausforderung verstanden. Sie wissen, was zu tun ist und ergreifen wirkungsvolle Maßnahmen.
Der Stadtrat hat 2019 beschlossen: Bonn wird spätestens bis 2035 klimaneutral. Wir von Bonn im Wandel sind dankbar für diese Entwicklungen zum Wohle der Stadt und unserer Kinder: Mit “Bonn4Future - Wir fürs Klima” haben wir zusammen mit zahlreichen Unterstützenden ein Verfahren entwickelt, das uns als Stadtgesellschaft gemeinsam mit Politik und Verwaltung in die Lage versetzt:
- Eine vielfältige Bonner Stadtgesellschaft für die Mitgestaltung einer klimaneutralen Stadt zu begeistern
- Gute Forderungen zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass sie in Politik und Verwaltung gehört werden
Am 26.11.2020 haben die Bundesstadt Bonn und Bonn im Wandel den Kooperationsvertrag zur Umsetzung des Verfahrens unterzeichnet. Bonn im Wandel begann daraufhin damit, das Verfahren umzusetzen.
Fünf Tage später konnten vier neue Mitarbeiter*innen (drei davon in Teilzeit) begrüßt werden. Das wurde möglich durch den guten Willen und das große Engagement aller Beteiligten. Bonn im Wandel e.V. hat zwischen Ratsbeschluss am 2.9. bis zur Vertragsunterschrift am 26.11.2020 ziemlich genau 777 Stunden ehrenamtlich gearbeitet. In den Monaten davor waren es sicher tausende Stunden.
Hier findet ihr die wichtigsten Dokumente aus den Anfangstagen von Bonn4Future:
- Artikel auf bonnimwandel.de:
- Bonn for Future - Wir fürs Klima: Konzept für ein komplexes Mitwirkungsverfahren gemäß den Leitlinien der Bundesstadt Bonn von Juni 2020 (pdf | Beschlussvorlage)
- Bürgerantrag von Februar 2020 für einen Mitwirkungsprozess zur klimaneutralen Transformation der Bundesstadt Bonn bis spätestens 2035 (pdf | Beschlussvorlage)
Was sind die Ziele von Bonn4Future?
Das Jahr 2020 wird uns nicht nur als Jahr der Corona-Krise in Erinnerung bleiben. Wir werden uns vielleicht auch daran erinneren, dass es das Jahr der Klimakrise war.
Prof. Dr. Niko Froitzheim, Universität Bonn, im April 2020
Vielleicht erinnern wir uns aber auch an das Jahr 2020, weil es der Beginn eines spannenden Veränderungsprozesses war, bei dem wir gemeinsam begonnen haben, die Klimakrise in Bonn zu bewältigen.
Bonn4Future ist ein Mitwirkungsverfahren. Es kam aus dem Herzen der Zivilgesellschaft und wurde in Kooperation mit der Stadtverwaltung entwickelt. Unser Ziel war: Eine Kultur der Kooperation zwischen Zivilgesellschaft, Politik, Stadtverwaltung und gesellschaftlichen Akteur*innen, eine gute Verständigung über die besten Ideen und Wege wie Bonn klimaneutral, lebenswert und fair wird.
Die Ziele im Einzelnen:
- Alle Beteiligten erfahren, was die Klimakrise bedeutet, dass sie gebraucht werden, um die Weichen richtig zu stellen und was sie tun können, damit die Veränderung zur klimaneutralen Stadt gelingt und die Potentiale genutzt werden können.
- Der Prozess macht Mut, fördert Zusammenhalt, Lernen und Engagement in der Gesellschaft. Das Verfahren ermutigt und unterstützt Stadtrat und -verwaltung und ihre Bürger*innen, gemeinsam neue Wege zu gehen für ein nachhaltiges und wertschätzendes Leben in Bonn: Für uns, für andere Menschen und die Natur, deren Teil wir sind.
- Diskussionen und Austausch unterstützen Politik und Verwaltung bei der Entwicklung von tragfähigen Maßnahmen.
- Durch transparente Information und gegenseitigen Austausch erfahren die Maßnahmen von Stadtrat und -verwaltung zum Klimaschutz mehr Verständnis und Akzeptanz.
Konkret wollten wir zum Projektende folgende Ergebnisse erzielen:
- Mit unserem Mitwirkungsverfahren schaffen wir bei den Beteiligten ein Verständnis für die Herausforderungen und Chancen der Klimakrise - weltweit und auch in Bonn.
- Wir haben ein positives Zukunftsbild entwickelt, wie wir in Bonn gut und klimaneutral leben können.
- Wir haben einen Fahrplan erarbeitet, wie wir dieses Bild bis 2035 erreichen können. Was kann und muss wer tun – Politik, Verwaltung, Bürger:innen und Unternehmen? Welche Fragen sind noch offen?
- Wir haben ein Kommunikationsnetzwerk aufgebaut und gemeinsam ausgewählte Zielgruppen erreicht.
- Die Nachhaltigkeitsplattform macht Engagement sichtbar und unterstützt die Vernetzung von Engagierten und Interessierten.
- Das Verfahren hat Mut gemacht. Die konstruktive Zusammenarbeit wichtiger gesellschaftlicher Akteur:innen ist gelungen.
- Veränderung wird sichtbar: Erste Initiativen wurden beraten und unterstützt.
- Das Verfahren wurde von einem Beirat begleitet und wissenschaftlich evaluiert. Wir haben Erkenntnisse darüber gewonnen wie eine gute Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft aussehen kann.
Alle Ziele wurden gemeinsam mit unseren Wissenschaftler:innen aus dem Evaluationsteam in konkrete Unterziele übersetzt. Das Verfahren Bonn4Future war auf 2,5 Jahre befristet. Der Prozess ist jedoch frühestens zu Ende wenn Bonn klimaneutral ist. Um perspektivisch so viele Menschen wie möglich zu erreichen, halten wir es für nötig in die Quartiere zu gehen: Der Transfer und die Übersetzung der Ergebnisse, Ideen und Impulse auf die Stadtteilebene. Ziel ist ein Netzwerk aus gemeinsam und voneinander lernenden Stadtteilen, die sich ganz konkret und vor Ort auf den Weg machen, ihr Stadtteil zukunftsfähig zu gestalten.
Klimaneutral - was soll das sein?
Inzwischen merkt es jedes Kind. Es wird zu heiß im Paradies Erde. Die Wälder verdorren. Der Rhein führt im Sommer zu wenig Wasser. So geht es nicht weiter. Spätestens 2035 soll Bonn klimaneutral sein. Das hat der Rat der Stadt mit großer Mehrheit beschlossen - noch unter dem CDU Oberbürgemeister Ashok Sridarhan. Und das wäre unser Beitrag zu den weltweiten Klimazielen. Doch was bedeutet „Klimaneutral“?
Sicher ist: Wir müssen so schnell wie möglich damit aufhören Öl, Kohle, Gas, Benzin oder Kerosin zu verbrennen. Denn die Verbrennung erzeugt CO2 und das heizt das Klima auf. Und wir müssen alles tun um CO2 wieder in Pflanzen speichern – oder auch in Humus. Denn unser Leben und Wirtschaften hängt von einem stabilen Klima ab, von grünen Wäldern, stabilen Ernten und verlässlichem Regen. Doch wir haben mehr und mehr Öl, Kohle und Gas aus der Erde geholt und verbrannt – in Heizungen, Kraftwerken, Autos, Maschinen, Düngemittelfabriken, …..
Nun brauchen wir schnell ziemlich intelligente Antworten auf Fragen wie diese: Wie bewegen wir uns künftig fort? Wie heizen wir? Wie funktioniert unsere Gesundheitsversorgung? Wo und wie wird unser Essen erzeugt? Welche Form der Wirtschaft erhält unsere Erde? Die Politik allein kann das Problem nicht bewältigen. Deswegen haben wir Bonn4Future ins Leben gerufen. Wir wollen wissen: Was sind die besten Strategien und Ideen für ein schönes, klimaneutrales und lebenswertes Bonn? Und wer muss was tun?
Warum gibt es Bonn4Future?
Weil wir unseren Beitrag leisten wollen für eine Erde, die sich nicht mehr als 1,5 Grad erwärmt. Und weil wir den Beschluss der Bonner Politik ernst nehmen. Denn Bonn wird nicht klimaneutral, wenn die Bürger:innen nicht mitmachen. Und Klimaneutralität kann man nicht verordnen! Alle müssen die Chance bekommen zu erfahren was eigentlich los is und, was sie tun können.
Deswegen haben wir von Bonn im Wandel e.V. gemeinsam mit der Klimawache einen Bürgerantrag für die Beteiligung der Bürger:innen gestellt. Denn wir verstehen uns als Ideen- und Projektlabor für eine faire und nachhaltige Stadt. Seit über 10 Jahren setzen wir uns dafür ein. Die Klimawache Bonn hat monatlich an die Dringlichkeit des Klimawandels erinnert und den Bürgerantrag zum Klimanotstand 2019 mit eingereicht.
Bonn4Future hat den Rahmen geschaffen für die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteur*innen, der Zivilgesellschaft, der Politik und Verwaltung, der Bürger:innen, aber auch der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Es könnte der Auftakt eines Prozesses gewesen sein, der uns zu viel mehr befähigt als wir uns heute vorstellen können.
"Mehr als zu jeder anderen Zeit stehen wir, die Bewohner:innen des Planeten Erde, vor einem Entweder-Oder:
Entweder wir reichen einander die Hände - oder wir schaufeln einander die Gräber"
(Zygmunt Bauman, Retrotopia")
Was genau ist Bonn4Future?
Die Menschen in Bonn erfahren, warum es wichtig und sinnvoll ist, dass Bonn bis 2035 klimaneutral wird. Das schaffen wir natürlich nicht alleine und nicht sofort. Die Kernelemente dieses Mitwirkungsverfahrens waren:
- Vier Klimaforen mit zufällig ausgewählten Bonner Bürger:innen sowie Expert:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik. Hier wurden Langfriststrategien erarbeitet, aber auch Empfehlungen zu kurz- und mittelfristigen Schritten. Umsetzungsvorschläge wurden diskutiert.
- Die Veranstaltungen wurden begleitet von einer motivierenden Kommunikationsstrategie. Dafür haben wir vorhandene Netzwerke erweitert, denn nur gemeinsam können wir viele Menschen erreichen.
- Auf der digitalen Plattform www.bonn4future.de werden Akteur*innen und Projekte sichtbar. Es gibt in Bonn schon mehr als Ihr denkt!
- Motor für alle Aktivitäten war ein kontinuierlich arbeitendes professionelles Bonn4Future-Team. Es hat die vielfältigen Akteur:innen zusammen gebracht, Kooperation und Zusammenarbeit ermöglicht und die Kommunikations- und Mitwirkungsformate umgesetzt. Das Team hat bei der Umsetzung sehr eng mit der Verwaltung zusammen gearbeitet und sich im Durchschnitt alle zwei Wochen über die nächsten Schritte verständigt.
- Der Bonn4Future-Beirat hat das Verfahren in zehn Sitzungen begleitet und die Evaluation beauftragt.
- Der Unterstützerkreis mit Vertreter:innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft wie CSR-Zentrum der IHK, Bürgerstiftung, Parents-, Fridays- und Scientists4Future hilft uns und wird kontinuierlich erweitert.
- Evaluation: Bonn4Future wurde wissenschaftlich evaluiert und begleitet durch verschiedene Mitglieder des Geographischen Institut der Universität Bonn und promediare.
Mehr Infos zum Gesamtkonzept
- Du willst mehr wissen und verstehen, was dahinter steckt? Dann schau bei Bonn im Wandel vorbei - dort haben wir im Detail erklärt Warum es Bonn4Future gibt und was wir machen
- Du schaust lieber ein Video? Dann findest du hier eine Zusammenfassung aus unserer Pressekonferenz im April 2021:
- Du willst noch mehr lesen? Dann findest du hier unser ausführliches Mitwirkungskonzept das wir entwickelt haben.
Wer hat Bonn4Future gestartet?
Angefangen hat alles mit der Frage: Was muss passieren, damit die Menschen in Bonn sagen:
“Das war wirklich ein guter Prozess, wie Bonn klimaneutral wurde.”
Diese Frage haben wir uns selbst gestellt, aber auch vielen anderen Initiativen. Wir haben sie Menschen gestellt, die in anderen Städten Beteiligungsprozesse gestartet haben. Wir haben sie der Verwaltung und der Politik gestellt. So ist nach und nach das Konzept “Bonn4Future - Wir fürs Klima” entstanden. Im Februar 2020 haben wir eine erste Projektskizze als Bürgerantrag eingereicht. Viele Bonner Organisationen unterstützen den Antrag, darunter die Fridays4Future, die Alanus Hochschule, die Bürgerstiftung und das CSR-Kompetenzzentrum der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Der Antrag wurde im Bürgerausschuss mit großer Mehrheit angenommen.
Diese erste Skizze wurde dann von Bonn im Wandel e.V und unserem Netzwerk aus Berater:innen zu einem konkreten Beteiligungskonzept weiterentwickelt. Alle Arbeiten wurden ehrenamtlich erbracht. Und wir haben es im Vorfeld regelmäßig mit der Verwaltung abgestimmt und das Feedback eingeholt. Es lieferte die Grundlage für die Förderung des Verfahrens durch den Rat der Stat Bonn. Am 26.11.2020 unterzeichneten Katja Dörner und der Vorstand von Bonn im Wandel den Kooperationsvertrag zur Projektumsetzung.
Wer ist Teil des Bonn4Future-Teams?
Die Verantwortung für Konzeption und Qualitätssicherung bei der Umsetzung lag bei der Projektleitung und Transformationswissenschaftlerin Dr. Gesa Maschkowski. Für die Koordination und Umsetzung hat Bonn im Wandel e.V. vier Personen auf 2,38 Stellen eingestellt und zahlreiche Honorarkräfte beschäftigt. Die Letztverantwortung lag natürlich beim Bonn im Wandel Vorstand. Methodische Beratung und Projektbegleitung gab durch renommierte Organisationen wie dem Institut für Partizipatives Gestalten, IPG, und Berater:innen aus den Bereichen Bürgerbeteiligung, Stadtentwicklung, Facilitation, Projektmanagement und Kommunikation.
Was sind die politischen Rahmenbedingungen?
Beschlüsse zu Klimanotstand und Klimaneutralität bis 2020
Im Juli 2019 haben die Parents for Future Bonn, Fridays for Future Bonn und Klimawache Bonn einen Bürgerantrag zur Ausrufung des Klimanotstands gestellt. Der Stadtrat folgte dem Antrag mit großer Mehrheit (Beschluss, Anträge). Im November 2019 hat der Stadtrat beschlossen, dass Bonn bis spätestens 2035 klimaneutral werden soll (Beschluss).
Bei solchen umfassenden Entscheidungen müssen die Bürger:innen mitwirken können. Das sehen die Leitlinien für Bürgerbeteiligung vor. Es geht auch nicht anders. Denn eine positive Vision und aktives Engagement der Menschen sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren beim Wandel zur klimaneutralen Stadt.
Im Mai 2020 wurde vom Hauptausschuss ein erster Maßnahmenkatalog zum Klimanotstand beschlossen. Dort wird auf die Notwendigkeit der Bürgerbeteiligung und auf den Bürgerantrag „Bonn4Future - Wir fürs Klima“ explizit hingewiesen (Punkt 6).
Im Februar 2021 wurde von GRÜNE, SPD, DIE LINKE und VOLT den neuen Koalitionsvertrag verabschiedet. Klimaschutz ist dort ein wichtiges Thema.
Im März 2023 wurde dann ein städtischer "Klimaplan" beschlossen. Er wurde von einem Gutachterkonsortium aus Gertec, Wuppertal Institut entwickelt und beschreibt ein das Arbeitsprogramm für die Verwaltung mit Maßnahmen für die kommenden Jahre. Der Stadtrat hat in der gleichen Sitzung mit großer Mehrheit beschlossen, dass alle Empfehlungen der Bürger:innen in den Klimaplan eingearbeitet werden sollen und bei der Umsetzung geprüft. Das ist ein außergewöhnlicher Erfolg. Mehr dazu in unserem Artikel über die Stadtratssitzung am 23.3.23
Mittlerweile (April 2024) gibt es eine überarbeteite Fassung des Bonner Klimaplans. Diese Fassung verbindet die Empfehlungen der Gutachter:innen und die der Bürger:innen. Ihr findet das überarbeitete Arbeitsprogramm mit allen Empfehlungen der Bürger:innen findet ihr als PDF-Anhänge im Ratssystem der Stadt Bonn.
Es ist der erste Klimaplan einer Stadt den wir kennen, der Top Down und Buttom Up so klar und deutlich verbindet.
Beschlüsse zum Bonn4Future-Projektbeginn
Das Mitwirkungskonzept für Bonn4Future wurde von Bonn im Wandel e.V. entwickelt. Es beschreibt Ziele, Bausteine, Vorgehensweise und Ergebnisse von Bonn4Future aber auch die Kosten. Wir haben im Verlauf der Konzeption regelmäßig mit der Verwaltung gesprochen und das Feedback eingeholt. Auf dieser Basis ist ein sehr durchdachtes Konzept entstanden, das es auch die Politik leicht machte unseren Vorschlägen zu folgen. Folgende Gremien haben das Verfahren dann mit großer Mehrheit positiv unterstützt
- Bürgerantrag: Wir fürs Klima Mitwirkungsprozess zur Klimaneutralen Transformation der Stadt
- Beschlussvorlage: „Bonn 4 Future - Wir fürs Klima“ – Konzept zum Mitwirkungsprozess
- 19.06.2020: Beirat Bürgerbeteiligung
- 25.06.2020: Ausschusses für Bürgerbeteiligung und lokale Agenda ABBLA
- 18.08.2020: Umweltausschuss
- 02.09. Rat der Bundesstadt Bonn
- Auf der Grundlage des beschlossenen Konzepts hat Bonn im Wandel e.V. einen ausführlichen Projektplan entwickelt, mit klaren Zuständigkeiten und Meilensteilen. Auch diesen Projektplan haben wir mit der Verwaltung besprochen und abgestimmt. Er lieferte die Basis für einen umfangreichen Kooperationsvertrag. Der wurde am 26.11.2020 von der Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Bonn im Wandel e.V. unterschrieben
Ist Bonn4Future das Sprachrohr der ForFuture Bewegung?
Nein. “Bonn4Future - Wir fürs Klima” vertritt keine anderen Gruppen und ist auch keine Dachorganisation oder das Sprachrohr der ForFuture-Bewegung. Bonn4Future ist ein Verfahren, das Bonner:innen in die Lage versetzen soll, am großen Projekt klimaneutrales Bonn mitzuarbeiten. Die Fridays for Future haben dafür die Türen und Herzen geöffnet. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir heute ein viel größeres Bewusstsein und Handlungsbereitschaft für die Herausforderungen des Klimawandel erleben als noch vor wenigen Jahren. Ohne sie gäbe es den Beschluss des Bonner Stadtrats zur Klimaneutraltität bis 2035 nicht. Ohne sie gäbe es auch “Bonn4Future - Wir fürs Klima” nicht.
Sie und viele entschlossene Menschen in allen Lagern haben den Weg bereitet für richtungsweisende Entscheidungen. Nun brauchen wir einen guten Kommunikations- und Umsetzungsprozess. Denn wir wollen alle mitnehmen. Bonn soll zukunfts- und enkeltauglich werden. Mit dem Mitwirkungsverfahren “Bonn4Future - Wir fürs Klima” haben wir ein Konzept entwickelt um diese Kommunikations- und Verständigsungsleistung auf kommunaler Ebene zu ermöglichen. Alle uns bekannten Bonner ForFuture-Gruppierungen in Bonn unterstützen diesen Prozess, aber auch noch viel mehr Institutionen, Initiativen und Organisationen. Und es sollen noch viel mehr werden.
Wir als Bonn4Future-Team haben unsere Expertise für die Gestaltung eines guten Verfahrens eingebracht. Dieser Prozess geht alle an, Klimaneutralität ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
Wie ist der Bonn4Future-Prozess in die kommunalen Strukturen eingebettet?
So eine enge Zusammenarbeit zwischen Initiativen und Verwaltung gab es in Bonn bislang noch nicht. Wir haben sie neu entwickelt und erprobt.
- Das städtische Programmbüro Klimaneutrales Bonn 2035 und die Stabststelle Bürgerbeteiligung hat Bonn im Wandel e.V. dabei unterstützt, das Mitwirkungsverfahren zu planen und umzusetzen.
- Das Bonn4Future-Team war verantwortlich für die kontinuierliche Planung und Weiterentwicklung des Mitwirkungsprozesses in Kooperation und Zusammenarbeit mit vielen Akteur:innen (Community- und Projekt-Management).
- Die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Bonn im Wandel e.V. wurde in einem Kooperationsvertrag geregelt. Dazu gehörten u.a. Workshops die Bonn im Wandel e.V. nach jedem Klimaforum mit Vertreter:innen unterschiedlicher Fachämter durchführte, um die Ergebnisse mit der Verwaltung zu reflektieren und Anregungen für die nächsten Schritte mitzunehmen. Für die kontinuierliche Zusammenarbeit z.b. in den zweiwöchigen Jourfixes zwischen Bonn im Wandel und Verwaltung wurde in der Verwaltung eine Koordinationsstelle eingerichtet (50 %)
- Das Bonn4Future-Team setzte nicht alleinalle Arbeitspakete um. Seine Leistung auc bestand darin, für eine erfolgreiche Umsetzung aller Arbeitspakete zu sorgen. Dafür wurden bestimmte Leistungen an externe Auftragnehmer:innen vergeben.
- Jeweils eine Person aus dem Beirat Bürgerbeteiligung, Klimaschutzbeirat und dem Integrationsrat waren Teil des Bonn4Future-Prozess-Beirates der zehmal tagte. Weitere Mitglieder aus der Zivilgesellschaft, Kirchen, Kultur, Stiftungen, Wissenschaft, Wirtschaft, Einzelhandel, Gewerkschaften, Bildung, Beteiligung und Politik wurden von der Stadt und Bonn im Wandel gemeinsam benannt.
- Der Ausschuss für Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und Lokale Agenda sowie weitere Gremien wie der Ausschuss für Umwelt- und Verbraucherschutz wurden regelmäßig über Mitteilungsvorlagen und Vorträge über den Projektfortschritt informiert.
Was passiert mit den Ergebnissen der Klimaforen?
Nach jedem Klimaforum fand ein Workshop mit Mitarbeiter:innen der Verwaltung statt. Hier wurden die Forums-Ergebnisse präsentiert, damit die Beschäftigten der Verwaltung über die Arbeit und Einschätzungen der Bürger:innen informiert sind.
Nach dem 4. Klimaforum wurden alle Empfehlungen und Forderungen der Bürger:innen anschaulich aufbereitet. Zusätzlich hat das Bonn4Future-Team eine Vorlage für die Politik erarbeitet.
Der Rat der Stadt Bonn hat am 23. März 2023 beschlossen, dass alle in den Klimaforen entstandenen Aktionspläne von der Verwaltung geprüft werden - und zwar bevor betreffende Maßnahmen des städtischen Klimaplans umgesetzt werden.
Gibt es Vorbilder für den Prozess?
Es gibt mittlerweile an die 70 deutsche Städte, die den Klimanotstand ausgerufen haben. Das zeigt, wir sind nicht alleine. Auch in anderen Städten gibt es daher Folgeprozesse die von Bürger:innen mitgestaltet werden, zum Beispiel in Marburg. Unseres Wissens nach ist das Verfahren, wie wir es geplant haben, insbesondere die Kooperation mit der Stadtverwaltung, in Deutschland einmalig.
Ist Bonn4Future das Gleiche wie ein Bürgerrat?
Immer mehr zivilgesellschaftliche Bündnisse engagieren sich lokal und national für Bürgerräte - bspw. den bundesweiten Bürgerrat Klima. Eine wesentliche Parallele zu unserem Verfahren: Zufällig ausgewählte Bürger:innen kommen ins Gespräch und entwickeln mit fachlicher Unterstützung Empfehlungen für die Politik. Ein Bürgerrat hat also eine beratende Funktion.
In Bonn wollten wir aber mehr als einen Bürgerrat, der lediglich Empfehlungen erarbeitet und danach "wieder nach Hause geht" . Denn für die Transformation braucht es auch das Umsetzungswissen der Verwaltung, der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft.
Neben den zufällig gelosten Bürger:innen haben wir daher gezielt gesellschaftliche Akteur:innen und die Verwaltung eingeladen, die ihr Wissen einbringen können und auch (Mit-)Verantwortung für die Umsetzung übernehmen. Danke an Alle die sich eingebracht haben - und ganz besonders die Verwaltung, die im letzten Klimaforum mit über 40 Personen präsent war! Die Qualität der Empfehlungen hat von dem Diskurs ganz unterschiedlicher Akteur:innen sehr profitiert hat. Auch unser Unterstützer:innenkreis haben wir regelmäßig upgedated und mehrfach eingeladen.
Ist nicht die Stadtverwaltung für Bürgerbeteiligung zuständig?
Ja und nein. In den Leitlinien Bürgerbeteiligung ist festgelegt, dass weitreichende Beschlüsse wie die Klimaneutralität einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung bedarf. Gleichzeitig ist offensichtlich, dass die klassischen Beteiligungsformate überhaupt nicht ausreichen, um ein Großprojekt wie die Transformation zur klimaneutralen Stadt zu bewältigen.
Wir brauchen also Prozesse der Mitgestaltung, die über klassische Beteiligungsformate hinaus gehen. Mit einzelnen Veranstaltungen ist es nicht getan. Es braucht einen kontinuierlichen Prozess des Austausches, der Lösungsfindung und Reflexion. Dieser Veränderungsprozess muss schrittweise und langfristig erfolgen. Er gelingt nur wenn Bürger:innen, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur, Initiativen zusammen arbeiten. Mit dem Mitwirkungsverfahren "Bonn4Future - Wir für Klima" haben wir die Voraussetzungen und den Rahmen für eine gute Zusammenarbeit ganz unterschiedlicher Akteur:innen geschaffen: Bürger:innen, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Expert:innen aus Wissenschaft und Verwaltung. Diese Zusammenarbeit wird es auch in Zukunft brauchen, denn "Es geht nur miteinander".
War das Verfahren fair, ergebnisoffen und kooperativ?
"Bonn4Future - wir fürs Klima" hat eine gute Zusammenarbeit vieler Menschen ermöglicht. Das bestätigt auch die wissenschaftliche Evaluation des Verfahrens. Für diese gute Zusammenarbeit hat Bonn im Wandel mit dem Projektteam Arbeitsprinzipien entwickelt.
- Gemeinschaftlich und wertschätzend: Wir setzen uns für einen guten und ehrlichen Umgang ein, sensibel und auf Augenhöhe, für Spaß an der Sache und Freude an der Zusammenarbeit.
- Vielfältig, inklusiv: Wir erkunden die Bedürfnisse, Wünsche und Hoffnung einer breiten Vielfalt an Menschen und versuchen sie auf vielen Wegen zu erreichen.
- Ergebnisoffenen und überparteilich: Wir lassen alle Meinungen zu. Wir ermöglichen einen konstruktiven Umgang mit Kontroversen. Wir sind mit allen Parteien im Gespräch. Unsere Unterstützer*innen kommen aus der Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und der Zivilgesellschaft.
- Visionär und optimistisch: Mit Bonn4Future machen wir Mut, die Zukunft der Stadt mitzugestalten. Wir ermöglichen Lernen und unterstützen Engagement. Wir decken Chancen auf und machen die Stärken der Teilnehmenden sichtbar. Menschen fühlen sich gesehen, gehört und in ihrer Handlungsfähigkeit gestärkt.
- Vertrauensvoll: Wir vertrauen darauf, dass Menschen gute Entscheidungen treffen, wenn sie die Chance bekommen, sich mit den Herausforderungen auseinander zu setzen und sich darüber auszutauschen.
- Professionell: Wir legen Wert auf eine professionelle Projektkonzeption, -organisation und -kommunikation. Wir arbeiten verbindlich, achten auf unsere Ressourcen und Kräfte und die der Teilnehmer*innen. Wir sind klar in den Zielen und kreativ in der Methode.
- Konkret: Wir wirken darauf hin, dass es greifbare Ergebnisse gibt. Dass sich Lösungen entwickeln, die wir heute vielleicht noch nicht kennen.
- Transparent: Wir gestalten unsere Arbeitsprozesse möglichst transparent und kommunizieren proaktiv.
Habt ihr einen breiten Querschnitt der Bevölkerung erreicht?
Es ist uns gelungen in den Klimaforen eine große Vielfalt Menschen für die Mitwirkung zu gewinnen. Dafür haben wir aus dem Einwohnermeldeamt 2000 Menschen zufällig ausgewählt und angeschrieben. Auf den Aufruf haben sich mehr Menschen als üblich zurückgemeldet. Die wissenschaftliche Evaluation zeigte aber, dass wir überdurchschnittlich viele Akademiker:innen unter den Teilnehmenden hatten. Um die Vielfalt zu erhöhen haben wir nach dem ersten Klimaforum eine neue Zufallsauswahl gezogen - nun aber "gewichtet", d.h. mehr der Menschen eingeladen, die uns bisher gefehlt haben. Zusätzlich haben wir in Kooperation mit dem Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen e.V. gezielt Menschen mit Migrationshintergrund angesprochen und einladen können.
Gut wissen ist auch: Das Verfahren Bonn4Future war keine Kommunikationskampagne für 350.000 Bonner:innen. Das haben wir von vorneherein ausgeschlossen. Und dafür war es nicht ausgelegt. Wir haben aber unser Kommunikationsnetzwerk Schritt für Schritt trainiert und ausgeweitet. In der Bonn4Future Kommunikationsakademie haben wir Trainings für transformative Klimakommunikation mit Multiplikator:innen und Partner:innen durchgeführt und ein Kommunikationsnetzwerk aufgebaut. Auf unserer Beteiligungs-Website haben wir Veranstaltungen und Ergebnisse in über 40 Filmen und über 20 Artikeln leicht verständlich aufbereitet. Zu den ausgewählten Gruppen für und mit denen wir Kommunikationsstrategien erarbeitet haben gehörten Jugendliche und Wirtschaftsunternehmen. Für und mit Schüler:innen haben wir eine Projektwerkstatt entwickelt und erprobt. Die Ergebnisse findet ihr hier. Die Kommunikationstrategie mit der Wirtschaft wurde zwar entwickelt aber aus verschiedenen Gründen leider nicht umgesetzt. Noch nicht :-)
Wie kann man mitmachen?
Bonn4Future sollte auch zu eigenem Engagement anregen. Der beste Weg mitzumachen ist daher,
selbst aktiv zu werden!
Du brauchst Inspiration? Dann schau dich um auf www.bonn4future.de. Dort findest du auf der Initiativenkarte Kontakt zu Gleichgesinnten, viele spannende Termine im Mitmachtermin-Kalender und Infos für eine faire, bunte, und klimafreundliche Stadt. Unter "Aktiv werden" haben wir Euch bewährte Tools und Tipps zusammengestellt.
Du willst auf dem Laufenden bleiben? Dann ist der beste Weg sich für die Stadtwandel-News anzumelden. Dort erfahrt ihr, wann es den nächsten Transition Abend, Workshops und Trainings gibt und was in der Stadt läuft. Das tust du hier.