Das Ziel steht fest: Bis zum Jahr 2035 will Bonn klimaneutral sein – so hat es der Stadtrat auf Initiative vieler engagierter Menschen hin beschlossen. Nun braucht es Kooperation, ein gutes Miteinander, viele gute Ideen und einen Klimaplan. Deswegen haben wir, der Verein Bonn im Wandel, das Mitwirkungsverfahren Bonn4Future – Wir fürs Klima ins Leben gerufen und setzen es nun in Kooperation mit der Stadtverwaltung um.
In drei Schritten zum Ziel
Ende des Jahres 2022 soll er stehen, der Bürger:innen-Klimaplan. Er soll zeigen, wer was wann tun muss, damit Bonn bis 2035 klimaneutral wird. Der Plan ist das Ziel, der Weg dahin führt über die Bonn4Future-Klimaforen.
Klimaforum 1: Zukunftsbilder
Was wollen wir erreichen? Wie sieht Bonn aus, wenn es klimaneutral und lebenswert ist? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, braucht es den Austausch darüber. Den haben wir in Klimaforum 1 ermöglicht. Die Teilnehmenden haben über 200 Zukunftsbausteine und 27 positive Zukunftsbilder entworfen. Sie sind Ausgangsbasis für die folgenden Schritte.
Klimaforum 2+3: Klimaneutral wohnen und mobil sein – wie schaffen wir das?
Hier sind die Teilnehmenden tiefer in die Themen eingetaucht und haben die beiden Bereiche Wohnen (Klimaforum 2) und Mobilität (Klimaforum 3) unter die Lupe genommen. Denn hier werden die größten Mengen an Treibhausgasen verursacht. Wenn es uns gelingt, die Wärme und die Energie für unsere Wohnungen nur noch aus erneuerbaren Quellen zu beziehen, wenn es gelingt, ohne Gas und Öl mobil zu sein, dann sind wir unserem Ziel schon viel näher. Die Teilnehmenden haben im Doppel-Klimaforum über 30 Projektideen entwickelt und Empfehlungen für alle erarbeitet: für die Bürger:innen, die Stadt Bonn, die Medien, die Wirtschaft, für Bund und Länder.
Klimaforum 4: Der Klima-Aktionsplan
Wie genau kommen wir eigentlich zum klimaneutralen Bonn? Das wollten wir im Klimaforum 4 herausfinden. Dort haben wir eine Rückwärtsplanung gemacht: Wer muss was wann tun, damit Bonn bis 2035 klimaneutral ist? So ist Schritt für Schritt der Klima-Aktionsplan der Bürger:innen entstanden.
Die klimaneutrale Stadt – ein echtes Demokratieprojekt
Der Umbau der Stadt hin zur Klimaneutralität ist eine Mammut-Aufgabe und sie ist dringlich! Bei der Stadt Bonn (Politik, Verwaltung, stätdische Unternehmen wie SWB usw.) liegt die Verantwortung für etwa die Hälfte der hier vor Ort freigesetzten Treibhausgase. Es liegt an der Stadtgesellschaft, also an allen Bürger:innen, die anderen ca. 50 % der Emissionen zu reduzieren.
Wir müssen z. B. das Wohnen, die Mobilität, die Energie- und Ernährungsversorgung neu organisieren. Also sind die Bürger:innen eingeladen und gefordert, sich einzubringen: Zum einen mit ihren guten Ideen und ihrem Wissen. Sie kennen die eigenen Lebensumstände und die ihres Umfeldes am besten, ihre Alltags-Expertise ist wertvoll. Und zum anderen durch ihr aktives Mitwirken am Prozess und den Ergebnissen.
Die lebenswerte und klimaneutrale Stadt zu erschaffen, das ist ein echtes Kooperationsprojekt. Es braucht besondere – und besonders gute – Formen der Zusammenarbeit. Was den Bürger:innen klar wichtig ist: Klimaneutral zu leben muss einfach und normal sein, und zwar für alle. Die klimaneutrale Stadt muss daher auch eine sozial gerechte Stadt sein.
Herzstück des Mitwirkungsverfahrens Bonn4Future sind die insgesamt vier Klimaforen, die in der Zeit zwischen September 2021 und September 2022 stattfinden.
Was ist das Besondere an den Bonn4Future-Klimaforen?
Den gesellschaftlichen Wandel, der Bonn bevorsteht, können wir nur gemeinsam gestalten. Daher setzen wir in den Foren auf Ko-Kreation – also darauf, dass alle Beteiligten in Zusammenarbeit etwas erschaffen. Alle sollen auf Augenhöhe mitdenken.
Damit die Ergebnisse, die in den Klimaforen erarbeitet werden, möglichst aussagekräftig für die gesamte Stadtgesellschaft sind, gab es im Vorfeld ein mehrstufiges Auswahlverfahren: Aus dem Register des Einwohnermeldeamtes haben wir 1000 Bonner:innen zufällig ziehen lassen und eingeladen teilzunehmen. Aus allen Rückmeldungen haben wir eine Gruppe von 100 Menschen zusammengestellt, die möglichst viele unterschiedliche Perspektiven einbringen, in Bezug auf Alter, Wohnbezirk, Bildungshintergrund, Beruf oder Migrationserfahrung.
Zusätzlich zu den Bürger:innen werden zu jedem Forum auch rund 50 Vertreter:innen von Initiativen, Institutionen und Unternehmen eingeladen. Sie sollen nicht nur mitüberlegen, sondern sich im Nachgang unserer Foren auch daran beteiligen, die Ergebnisse umzusetzen.
Klimaforum 4: Ergebnis-Highlights in 10 Minuten
Das Klimaforum Wohnen in 3 Minuten
Das Klimaforum Mobilität in 3 Minuten
Von der Kunst, Veränderung zu gestalten (Eröffnungsvortrag, Dr. Gesa Maschkowski)
Was passiert am Ende mit den Ergebnissen?
Nach jedem Klimaforum fand ein Workshop mit Mitarbeiter*innen der Verwaltung statt. Hier wurden die Forums-Ergebnisse präsentiert und diskutiert, damit die Beschäftigten der Verwaltung über die Arbeit und Einschätzungen der Bürger*innen informiert sind.
Die Ergebnisse der Klimaforen werden außerdem eng gekoppelt mit dem „Klimaplan 2035“. Für die Erarbeitung dieses Planes hat die Stadt Gutachter*innen beauftragt (Jung Stadtkonzepte, Gertec Ingenieurgesellschaft und Wuppertal Institut). Sie waren auch bei den Klimaforen 2und 3 dabei und konnten so unmittelbar Eindrücke für ihre Arbeit am Klimaplan mitnehmen.
Nach dem 4. Klimaforum werden alle Empfehlungen und Forderungen der Bürger*innen anschaulich aufbereitet. Zusätzlich erarbeitet das Bonn4Future-Team aus Stadtverwaltung und Bonn im Wandel e. V. eine Vorlage für die Politik. Sie enthält Vorschläge dazu, wie die Politik mit den Ergebnissen der Klimaforen umgehen kann. Die Politiker*innen erhalten dann alle Ergebnisse und die Vorlage und diskutieren diese. Das passiert zuerst in den Fachausschüssen, zum Beispiel im Ausschuss für Bürgerbeteiligung und im Umweltausschuss. Schließlich bekommt der Rat der Stadt Bonn die Empfehlung der Fachausschüsse. Er wird entscheiden, wie er mit den Ergebnissen und Empfehlungen umgeht. So stellen wir sicher, dass die Politik die Ergebnisse diskutiert und gut informierte Entscheidungen treffen kann.
Zeichnung Titelbild: Caroline Pochon und Liane Hoder (http://www.himbeerspecht.de)
Fotos: Christoph Schnüll