Klimaneutral und gut leben, das gelingt, wenn wir dreimal so schnell die erneuerbaren Energien ausbauen und jedes Jahr 7- bis 10-mal mehr Treibhausgase einsparen als bisher. Doch Klimaneutralität kann man nicht verordnen. Es ist ein großes Gemeinschaftsprojekt. WIE es gelingen kann, das haben die Bürger:innen in 37 Klima-Aktionsplänen erarbeitet. Sie enthalten das Lokal-und Erfahrungswissen, das wir brauchen, um vom Wissen ins Handeln zu kommen und unabhängig von Kohle, Öl und Gas zu werden. Unseren Abschlussbericht "Klimaneutral und gut Leben in Bonn" mit allen Empfehlungen der Bürger:innen und ihrer Verortung im Klimaplan findet ihr hier Dieser Bericht lieferte die Basis für die Entscheidung der Politik, dass die Aktionspläne der Bürger:innen geprüft und in den Klimaplan der Stadt Bonn aufgenommen werden sollen. Das ist ein großer Erfolg für ein Beteiligungsverfahren. Mehr dazu in diesem Artikel "Bürger:innen-Aktionsplan kommt in den Stadtrat".
KLIMAFORUM 4:
KLIMA-AKTIONSPLAN
Die Ergebnisse – 37 Aktionspläne für Bonn
Die Aktionspläne der Bürger:innen beschreiben die Ziele für eine klimaneutrale lebenswerte Stadt 2035, die Meilensteine 2025 und ganz konkret die ersten wichtigsten Schritte.
Ergebnis-Präsentationen in 5 Minuten
1. Wohnen in lebenswerten Vierteln mit erneuerbarer Energie und Wärme
"80% der Mietshäuser sind 2030 klimaneutral saniert." Dafür müssen wir "schon übermorgen anfangen, Multiplikator:innen auszubilden" Diese und drei weitere Aktionspläne zum Ausbau von Wärmenetzen und zu einer "Wohnkreislaufwirtschaft" wurden von dieser Gruppe erarbeitet.
Dies sind die Titel aller Aktionspläne im Thema:
2. Mobilität
"Damit alle Wege über 5km mit dem ÖPNV zurückgelegt werden, ist 2030 der inklusive, sozial gerechte, saubere, unkomplizierte und pünktliche ÖPNV endlich realisiert." emfehlen die Bürger:innen. Dafür gibt es auch einen Aktionsplan zur "Haltungs- und Einstellungsänderung", einen weiteren für "Lebenswerte Veedel, in denen man die Dinge des täglichen Bedarfs fußläufig in 15 Minuten erreicht", einen Aktionsplan für ein Radwegenetz. Und natürlich braucht es auch "Vielfältiges Sharing-Portfolio für alle Bonner:innen", sowie eine allumfassenden App.
3. Ernährung und Landwirtschaft
Es braucht ein regionales Verteilzentrum, "ein Hub wo regionale Produkte ankommen, verarbeitet werden können und dann weiter verteilt werden", das empfiehlt die Gruppe Ernährung und Landwirtschaft. Wissen und Angebot müssen sich verbessern. Sie präsentiert einen Aktionsplan für "Bildung zur nachhaltigen Ernährung in allen Einrichtungen vom Kindergarten bis zum Altersheim", und einen weiteren für "klimaverträglichen Verpflegung in städtischen Einrichtungen", die sofort beschlossen werden kann. Die Basis für ein gutes regionales Biangebot schafft der Aktionsplan "Ausweitung der Biofllächen in und um Bonn".
4. Wirtschaft und Konsum
Das Angebot an nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen muss besser werden. Wir müssen Möglichkeiten schaffen "regional und klimaneutral zu konsumieren, und zwar einfach und in Quartiersnähe - ergänzt über intelligente und ansprechende Online-Angebote," sagt diese Gruppe. Entscheidend ist aus ihrer Sicht aber der "Aktionsplan zur Änderung des Mindsets" damit wir glücklicher leben mit weniger Konsum. Es gibt außerdem Aktionspläne zur Förderung der Gemeinwohlkonomie in der Stadt Bonn und in Unternehmen und einen zur Solarstadt Bonn.
5. Natur und natürliche CO2-Speicher
"Damit Bonn bis 2035 grünen und besseren Wasser- und Hitzeschutz hat, brauchen wir mehr Ent- als Neuversiegelung." Im ersten Schritt müssen daher Flächen erhoben und einen guter Plan entwickelt werden, so die Forderungen. Die Gruppe hat außerdem Aktionspläne entwickelt für "Mehr Bewusstsein für Klima und Umwelt in der Bevölkerung, Politik und Wirtschaft (die Klimakrise als Krise begreifen)" für "Messbar mehr Bäume und Grün vernetzt in der ganzen Stadt", für die "Umwandlung holzartiger Reststoffe in Kohle und Wärme" sowie für mehr Fassenbegrünung.
6. Bildung und Mitwirkung
Ursprünglich hieß die Gruppe "Bildung und Beteiligung". Schnell wurde aber klar: Es braucht mehr. Wir Bonner:innen sind alle zu echter Mitwirkung aufgefordert! Damit das gelingt "braucht es Bildung in allen Einrichtungen, angefangen bei Kitas, aber auch Altenheime und Golfclubs." Außerdem u.a. ein Klimabarometer und Transformationszentren in den Quartieren.
7. Kulturwandel und Aufbruch
"Wir haben keine Zeit, weil wir zu viel arbeiten müssen.", stellt die Gruppe zu Kulturwandel und Aufbruch fest. Deswegen die Idee: Innovative Arbeitgeber:innen ermöglichen ihren Mitarbeitern zwei bis fünf Stunden pro Woche Engagement für Klimaschutz. Damit der Kultuwandel in Schwung kommt haben die Bürger:innen auch Aktionspläne für Klimaparties und die Einrichtung eines Nachhaltigkeitsclubs erarbeitet.
Der gesamte Klima-Aktionsplan im Überblick
Zeichnung: Liane Hoder | Himbeerspecht
Worum ging es im 4. Klimaforum?
Im vierten und letzten Klimaforum haben wir rückwärts geplant und uns gefragt: Wer muss was wann tun, damit unsere Stadt 2035 klimaneutral ist?
Denn der Wandel zur klimaneutralen Stadt gelingt uns nur, wenn die Bürger:innen und die Stadt Bonn zusammenarbeiten. Auch die Wirtschaft, die Medien und viele mehr müssen mitmachen. Dafür braucht es einen guten Plan.
Teilgenommen haben rund 100 zufällig ausgewählte Bürger:innen und rund 40 Vertreter:innen von Bonner Organisationen bzw. Unternehmen und rund 30 Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung und der städtischen Betriebe.
Was waren die Themen?
Diesmal ging es um diese sieben Handlungsfelder:
- Wohnen in lebenswerten Vierteln mit erneuerbarer Energie und Wärme
- Mobilität
- Ernährung und Landwirtschaft
- Wirtschaft und Konsum
- Natur und natürliche CO2-Speicher
- Bildung und Beteiligung
- Kulturwandel und Aufbruch
Die Leitfrage war: Wer muss was mit wem tun, damit wir im Stadtteil der Zukunft klimaneutral und gut leben können,
- damit wir gut wohnen, weniger Wärme brauchen und die erneuerbaren Energien für alle reichen,
- damit wir sicher und klimaneutral unterwegs sein können,
- damit es leckeres und klimafreundliches Essen für alle gibt,
- damit wir weniger Dinge brauchen und klimaneutrale Produkte und Angebote nutzen können,
- damit die Natur unsere Unterstützerin wird?
- Wie schaffen wir diesen Aufbruch und den Kulturwandel für ein gutes Leben mit weniger CO2?
- Und welchen Beitrag können Bildung und Beteiligung dazu leisten?
Auch diesmal sind wir am ersten Tag gestartet mit Impulsen von Expert:innen. Am zweiten Tag erarbeiteten dann die Bürger:innen Meilensteine und Zwischenschritte eines Aktionsplans.
Programm
Hier finden Sie das ausführliche Programm mit allen Themen und Expert:innen:
Wer hat teilgenommen?
Als erstes sind da die Bürger:innen, die bereits für unser erstes, zweites und drittes Klimaforum zufällig ausgewählt wurden. Viele davon waren wieder mit dabei.
Anschließend haben wir noch einmal zufällig Bürger:innen vom Einwohnermeldeamt ziehen lassen und eingeladen. Uns war sehr wichtig, dass Menschen mit möglichst vielen unterschiedlichsten Blickwinkeln dabei sind. Daher haben wir alle um Angaben zu Alter, Wohnort, Bildungs-/Berufsabschluss und Migrationshintergrund gebeten. So konnten wir eine sehr vielfältige Gruppe zusammenstellen.
Zusätzlich zu den eingeladenen Bürger:innen haben wir wieder Institutionen, Initiativen und Unternehmen, eingeladen die Bonn besonders gut kennen: Die Menschen, die hier leben und die Weichen kennen, die wir für eine klimaneutrale Stadt stellen müssen. Wir nennen sie Akteur:innen, denn sie sollten nicht nur mitüberlegen. Sie haben uns auch versprochen, in ihrem Verantwortungsbereich mithelfen, die Ergebnisse umzusetzen.
Für einige weitere Personen war besonders wichtig, nicht nur von den Ergebnissen unserer Klimaforen zu erfahren, sondern auch den Entstehungsprozess live mitverfolgen zu können. Dazu gehörten natürlich Vertreter:innen der politischen Parteien und Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung. Außerdem Presse bzw. Medien, denn sie sollten anschaulich berichten können. Und auch unser Projekt-Beirat und das Evaluations-Team musste sich einen Eindruck verschaffen, um uns für die Weiterarbeit gut beraten zu können.
Wie ging es mit den Ergebnissen weiter?
- Am 26. September 2022 haben wir Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung zu einem Workshop eingeladen. Über 40 Personen aus den Fachämtern und den städtischen Betrieben waren vor Ort. Sie haben sich alle Aktionspläne angesehen , diskutiert, was die Ergebnisse für die Arbeit der Stadtverwaltung bedeuten und ob sie umsetzbar sind. Good News für uns alle: Beim Umsetzungcheck der Verwaltung erhielten fast alle Aktionspläne ein "empfehlenswert" oder "verändert empfehlenswert" .
- Am 3. November 2022 haben wir den Bürger:innen-Klimaaktionsplan im Ausschuss für Umwelt, Klima und Lokale Agenda vorgestellt.
- Am 17. November 2022 wurden die Ergebnisse in einer Pressekonferenz der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Bis Frühjahr 2023 haben wir die alle Klimaaktionspläne mit dem gesamten Klimaplan der Stadt Bonn abgeglichen und noch einmal mit den Fachämtern der Stadtverwaltung diskutiert. Die spannende Frage war: Ergänzt das Bürgergutachten den Bonner Klimaplan oder gibt es sogar Widersprüche?
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Viele Empfehlungen der Bürger:innen passen gut zu den Empfehlungen der Wissenschaftler:innen, die den Klimaplan der Stadt Bonn erarbeitet haben. Gut 30 Ideen der Bürger:innen gab es noch nicht im Klimaplan.
HIer findet Ihr unseren Abschlussbericht mit allen Empfehlungen der Bürger:innen für ein klimaeneutrales und lebenswertes Bonn und ihre Verortung im Klimaplan
Dieser Bericht lieferte die Basis für die Beratungen und die Entscheidung der Bonner Ratsfraktionen. Sie haben am 23.3.23 mit großer Mehrheit entschieden, dass die Empfehlungen der Bürger:innen auf Umsetzung geprüft werden sollen und in den Klimaplan der Stadt Bonn aufgenommen werden sollen. Das ist für ein Mitwirklungsverfahren ein großer Erfolg. Top Down und Bottom Up ergibt Win-Win.
Jetzt beginnt eine neuer Abschnitt der Geschichte und zwar die Umsetzung der Pläne. Auch in dieser Phase wird sich zeigen: Meint die Politik es ernst?
Pressemitteilung
„Mit den Ergebnissen aus den Klimaforen haben wir einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität geschafft. Der ganze Prozess bestätigt, dass wir unsere Klimaziele nur gemeinsam erreichen können.“ - Katja Dörner
„Die Vorschläge der Teilnehmenden senden ein klares Signal: Nicht mehr um das Wesentliche herumreden, sondern endlich machen! Der Klimaaktionsplan der Bürgerinnen und Bürger ist dafür eine wichtige Grundlage“ - Gesa Maschkowski
Die gesamte Pressemitteilung finden Sie hier.
Sie wollen sich für eine klimaneutrale Stadt engagieren, können beim Klimaforum aber leider nicht dabei sein? Sie wollen auf dem Laufenden bleiben über Bonn4Future und allgemein über zivilgesellschaftliches Engagement für eine klimaneutrale, faire und lebenswerte Stadt?
Zeichnung Titelbild: Caroline Pochon und Liane Hoder (http://www.himbeerspecht.de)