Evaluation
Das Mitwirkungsverfahren „Bonn4Future – Wir fürs Klima“ wurde gemäß Stadtratsbeschluss gemeinsam von der Stadt Bonn und dem Verein Bonn im Wandel umgesetzt, um Ideen und Empfehlungen für ein klimaneutrales Bonn bis 2035 zu entwickeln. Das Projekt verfolgte vier Ziele:
- ein besseres Verständnis für die Klimakrise schaffen,
- ein Aktivieren und “Mut machen“ in der Bürgerschaft, die Klimakrise zu bewältigen,
- eine Unterstützung des Austauschs mit Politik und Verwaltung sowie
- eine Förderung von Akzeptanz und Verständnis für Maßnahmen der Stadt zum Klimaschutz.
Ziel der Evaluation war es, die Qualität des Projekts und die Umsetzung der Projektziele zu prüfen.
Hierfür wurden eine Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungsformate evaluiert: beginnend mit dem Klimaaktionstag im Sommer 2021, der in erster Linie der Bekanntmachung des Projekts und der Vernetzung der verschiedenen Akteure diente, fanden anschließend mehrere Klimaforen statt, in denen Bürger:innen und zivilgesellschaftliche Initiativen gemeinsam mit Expert:innnen und städtischen Mitarbeitenden einen Klima-Aktionsplan entwickelten, der im Herbst 2022 der Oberbürgermeisterin Katja Dörner übergeben werden konnte. Zusätzlich wurden Workshops mit Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und Vernetzungsaktivitäten umgesetzt sowie ein Kommunikationskonzept erarbeitet und eine internet-basierte Nachhaltigkeitsplattform aufgesetzt.
Ein besonderes Projekt
Das Mitwirkungsverfahren ist aufgrund der Kooperation von Stadt und Bonn im Wandel e.V. besonders. Die Evaluation des Prozesses hat gezeigt, dass die Ergebnisse der einzelnen Formate gehaltvoll sind sowie teils auf einem hohen inhaltlichen Niveau. Alle Beteiligten haben gemeinschaftlich und in einer wertschätzenden Atmosphäre zu verschiedenen Themenfeldern (u.a. Mobilität, Wohnen) zusammengearbeitet. Das Mitwirkungsverfahren zeichnete sich zudem durch ein hohes Maß an ehrenamtlichen Engagement aus. Weiteres Verbesserungspotential besteht hinsichtlich der Zusammensetzung der Teilnehmenden. So konnte ein beachtlicher Grad an Diversität erzielt werden, aber dennoch können die Teilnehmenden nicht als repräsentativ für die Stadtgesellschaft gelten. Beobachtet wurde zudem eine zu geringe Resonanz in der Stadtgesellschaft. Hier können eine stärkere „Beteiligung vor Ort“ sowie eine bessere Öffentlichkeitsarbeit entgegenwirken. Der vorgeschlagene Abgleich des „Klima-Aktionsplans Bonn4Future“ und „Klimaplan der Stadt“ wurde von Bonn im Wandel zwischenzeitlich vorgenommen und die Zusammenführung beider Pläne durch den Rat der Stadt beschlossen.
Der Abschlussbericht wurde im März dem Beirat des Verfahrens Bonn4Future sowie im Beteiligungsausschuss der Stadt Bonn vorgestellt und schließlich in den Rat eingebracht. Wir danken allen Mitwirkenden und Gesprächspartner: innen für die Einblicke und die spannende gemeinsame Zeit.
Michael Lobeck (Promediare), Prof. Dr. Kathrin Hörschelmann und Prof. Dr. Claus-Wiegandt, Dr. Juliane Dame, Julian Antoni, Miriam Gruber, Hanna Schmid, Maximilian Scholtes, Jochen Burger (Universität Bonn, Geographisches Institut)
Was hat das Evaluations-Team herausgefunden
Zentrale Ergebnisse in Form von zehn Thesen
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Die Ergebnisse der einzelnen Formate im Beteiligungsprozess sind gehaltvoll und auf teils hohem Niveau.
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Die Ergebnisse wurden in einer angenehmen Atmosphäre gemeinschaftlich mit hohem Engagement erarbeitet.
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Der Beteiligungsprozess zeichnete sich durch ein sehr hohes ehrenamtliches Engagement aus.
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Der Kreis der Mitwirkenden in den Klimaforen war divers, spiegelt aber nicht die Vielfalt der städtischen Gesellschaft wider. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Bonn4Future die Diversität der Teilnehmenden im Laufe des Prozesses dank umfangreicher Maßnahmen gesteigert hat.
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Die Bonner Stadtöffentlichkeit in ihrer Breite wurde durch den Beteiligungsprozess Bonn4Future kaum erreicht.
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Die Ergebnisverwertung des Klima-Aktionsplans blieb den teilnehmenden Bürger:innen unklar.
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Die parallellaufenden Prozesse des Klimaplans der Stadt und des Klima-Aktionsplans von Bonn4Future waren in der zweiten Hälfte der Projektlaufzeit schlecht aufeinander abgestimmt und haben dadurch ein effizientes, ineinandergreifendes Arbeiten erschwert.
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Veränderungen in Personal und Struktur der Stadtverwaltung haben den Beteiligungsprozess beeinflusst.
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Die Kooperation zwischen der Bundesstadt Bonn und dem Verein Bonn im Wandel war durch zwei ungleiche Partner charakterisiert.
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Die Covid-19-Pandemie hat die Aktivitäten von Bonn4Future beeinträchtigt.
Und das sind die Empfehlungen der Forschenden
- empfehlen, in einem zukünftigen Beteiligungsprozess noch stärker auf bestimmte Gruppen der Bürgerinnen und Bürgern zuzugehen. …, indem Stadtquartiere in der Umsetzung eine größere Rolle erhalten.
- Sie empfehlen, die Umsetzung der Maßnahmen im Klimaplan zukünftig deutlich stärker durch eine Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten, die mit ausreichenden Ressourcen ausgestattet ist.
- Sie empfehlen, nicht davon auszugehen, dass sich engagierenden Bürger:innen Akteure, Rollen und Prozesse von Verwaltung und Politik geläufig sind. Dies gilt insbesondere in Prozessen, die auch für Verwaltung und Politik neu und nicht eingeübt sind, wie die Transformation einer Stadt zur Klimaneutralität.
- Dabei sollte ein besonderes Augenmerk auf ein Erwartungsmanagement gelegt werden, das allen Beteiligten transparent die jeweiligen Handlungsspielräume aufzeigt
Übersicht zu den Methoden der Begleitforschung
- Teilnehmende Beobachtung von diversen Veranstaltungen im Laufe des Bonn4Future-Prozesses (Klimatag, Klimaforen, Kommunikationsakademie, Prozess-Beirat, Verwaltungsworkshops...)
- Zwei Bevölkerungsbefragungen einer Auswahl von Bonner Bürger:innen mit Unterstützung der Stadtverwaltung im Juni 2021 und Dezember 2022
- Drei Befragungen der Mitwirkenden im Anschluss an die Klimaforen
- Medien- bzw. Dokumentenanalyse der lokalen Presse und sporadisch von Social Media
- Beobachtung und Befragung zur Ausgestaltung der Nachhaltigkeitsplattform
- Interviews mit Expert:innen
Abschlussbericht
"Die Ergebnisse (...) sind gehaltvoll und auf teils hohem Niveau."
"(Sie) wurden in einer angemehmen Atmosphäre gemeinschaftlich mit hohem Engagement erarbeitet."
So fasst das Evaluations-Team zusammen, was die Teilnehmenden unserer Klimaforen geleistet haben. Im abschließenden Evaluationssericht stecken aber auch viele wertvolle Hinweise dazu, was noch nicht erreicht wurde - bspw. die breite Stadtgesellschaft auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt mitzunehmen.
Abschlussbericht der Evaluation (PDF, 3MB)
Seminare und Abschlussarbeiten
Lehrveranstaltungen am Geographischen Institut der Universität Bonn
Prof. Dr. Claus-C. Wiegandt: Seminar (Master): Stadtentwicklung in Deutschland, WS 2022/23
Prof. Kathrin Hörschelmann: Projektseminar (Bachelor) Inklusion für nachhaltige Stadtentwicklung, SoSe 2022 und Methoden Humangeographie (Bachelor) - „Partizipatorische Methoden“, SoSe 2021
Masterarbeiten
Müller, Philip (2023): Partizipation im kommunalen Klimaschutz - Eine Untersuchung der Verwaltungspraxis in den Großstädten Nordrhein-Westfalens. (Betreuer: Claus-C. Wiegandt)
Scharfenberg, Johanna (2022): Lokale Perspektiven auf Klimagerechtigkeit: Bonner Klimaschutzbeirat und Bonn for Future (Betreuerin: B. Klagge)